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Gugge Dsischtig

3. April 2016
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Text von TB

Eigentlich hatte ich vor, diesen Bericht aus der Sicht meiner Maske und meines Hutes zu schreiben…das haben die sehr schlechten Wetterprognosen vereitelt. Mein Hut war dabei, die Maske musste an ihrem Haken bleiben, und wo der grosse Sturm abgeblieben ist, wissen nur die Götter, also der FUKO-Rat.

Die Ansage der Obrigkeit war klar, «keine Absage, dafür je zwei Musikstücke pro Guggemusig im entmöbelten Zelt». Nachdem die Brushgruppe einmal mehr aus uns Allen «schöne Menschen» gemacht hat, trafen wir uns vor dem Bo-heim zum obligaten Einspielen. Es beschlich mich schon zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, eigentlich grad das beste Wetter der ganzen Fasnacht ’16 zu erleben, vielleicht noch mit der Ausnahme des Samstags. Trotzdem, es lag eine gewisse Spannung über dem Ganzen; wann fliegen mir die ersten Ziegel an den Kopf – und wie wird das wohl ablaufen im Zelt?

Es lief gut ab. Zugang via Gryffe, freie Bahn von den Securitys vorbereitet, zügiger Einmarsch, zwei mehr oder weniger perfekt gespielte Bohème-Hits, rascher Ausmarsch mit Musik und schon standen wir wieder im Freien. Tja, das war’s, was nun?
Unser Schneeflöckchen Ramona entschied sich gegen die grosse Angst, so stellte sich die Bohème wagemutig auf die Bühne A (oder war es B?) und schmetterten zur eigenen Unterhaltung ein paar Stücke. Und siehe da, es sammelten sich doch einige Zuschauer vor dem McDo an, und schon wurden wir von einer anderen, ebenfalls sehr mutigen Gugge abgelöst. Eigentlich müsste ich hier schreiben, dass es vollkommen windstill war, das stimmt aber nur fast. Etwas «Wind» während diesem Auftritt ging wohl von den Posaunen aus, die hinter mir standen. Und wahrscheinlich war es auf der Trompetenseite ebenso. Das haben wir gut gemacht, deshalb wurden wir auch nicht ausgelacht (so geht reimen, Mags).

Vom obligaten Rhythmus-Apéro zum Monsterkonzert, alles im Downstairs – etwas seltsam, aber so ist’s gekommen… (deshalb fliesst das mit in diesen Bericht ein).

Der Rhythmus-Apéro war nicht gäng wie gäng, sondern wir durften als Special-Guest die Lyre Martina begrüssen. Die beiden Lyras (abwesend Jeanne) haben uns dieses Jahr tatkräftig beim Verschieben und Powergässle unterstützt. Eigentlich ist ja dieser Apéro jeweils die mentale Vorbereitung auf das Monsterkonzert. Dann wird aber noch ein Pitcher kredenzt, und noch einer, und noch einer, und letzten Endes verpassen wir normalerweise das Monsterkonzert. Dieses Jahr ist aber nichts normal. Berichten aus der Aussenwelt zufolge kam es kurz vor dem Monster doch noch zu einem Graupelschauer, welcher zur Absage führte.
(Bonmot: Zu diesem Zeitpunkt sind die beiden Brüder v.A. M.+T. [Name der Red. bekannt] bereits beim Zelt angekommen. Offenbar sind sie, ähnlich wie Muotathaler- Wetterfrösche, in der Lage, elendes Wetter an den Spalten in ihren Rücken frühzeitig zu erkennen. Laut Unkenrufen, und auch wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie ebenfalls das Monster schwänzen wollten).

Die Flucht vor dem Eisregen trieb gleich mehrere Guggen ins Downstairs, und es kam denen nichts Besseres in den Sinn, als das Ganze zu einem Monsterkonzert verkommen zu lassen. Während dieser Zeit trudelten nach und nach auch alle Bohèmes ein, einige mussten sogar auf der Treppe flüssig verpflegt werden, ging es doch weder vor noch zurück. Neudeutsch heisst das «overcrowded», Schwyzerdütsch «bommsvou». Nachdem sich das Downstairs wieder etwas geleert hat, konnte dann die Bohème doch noch ein Ständchen abliefern. Nun aber ab ins Freie. Oha, es regnet, aber nur Wasser, kein Ziegel. Puuuuh, Glück gehabt.

Der anschliessende Räbe-Liechtli-Umzug durch die Altstadt, oder wie das Ding sonst heissen mag, gab ein eher trauriges Bild ab. Keine detailgetreuen Masken, keine wunderschön leuchtenden und kunstvoll bemalten Laternen, und auch keine wohlriechenden und freudig funkelnden Fackeln. Der Kleintross mass etwa 15 m, gefühlte 2.5 cm. Egal, das wird nächstes Jahr bestimmt wieder ein Hit.

Die vom Obernaar McSven angekündigte grosse Überraschung auf dem Ildefonsplatz scheiterte fast durch den vergessenen Schlüssel des Turms; für was hat der eigentlich Trabanten?! Mutig stellte er sich also auf die Treppen vor dem «Tiger» und spielte seinen Dudelsack. Meine grosse Hoffnung, ja fast schon Erwartung, dass jetzt ein 250 Liter Fass Bier angestochen wird, gesponsert von wem auch immer, lösten sich in den Worten von McSven sogleich wieder auf: «Tschüss zäme, wir sehen uns am FUKO-Abend». Meinen Lätsch hätte man durchaus fotografieren und in den Bohème-Chat laden können.

Da uns Matse (eigentlich Mazze) vom Downstairs noch das Ständchen von vorhin mit Pitchern abgelten wollte, landete die Bohème abermals im Downstairs. Wir sind bald schlimmer als die Ildefonser, die in der Mühle den Grossteil Ihres Lebens verbringen… Aber nein, so schlimm ist es noch nicht. Schon gewusst, dass der Einlass eigentlich erst ab 21 Jahren ist? Da müssten von uns auch einige Nicht-Hundelis eigentlich draussen bleiben.
Es ist wahrscheinlich nicht Jedem/r leicht gefallen, die Bierschwemme, und nichts anderes war es, zu beenden. Aber die Bohème stellte sich einmal mehr in der Altstadt auf, um mit Rhythmus ’16 das nächste Ziel anzusteuern. Die ins Visier genommene Schlosserei viel weg, so spielten wir halt abermals bei der Chilestäge. An dieser Stelle besten Dank an die 1. Posaunen, war es doch mein erstes Guggemusig-Surround-Sound-Erlebnis (GSSE™).

Nun aber ab ins Zelt, der letzte Auftritt. Einige mögen es gemerkt haben, ich bin zwar dort angekommen, aber mein Instrument, vielmehr ein Lederriemli gab nach 30 Jahren treuen Dienste den Geist auf. Die Gesichter der Zuschauer, an deren Füssen meine Trommel vorbeirollte, wurden wohl nur noch durch mein eigenes Erstaunen getoppt. Ich war tatsächlich zum Zuhören verdammt. Nun wäre mein häufig geäusserter Wunsch, auch mal nur zuzuhören anstelle mitzuspielen endlich möglich gewesen…aber ich kann Euch sagen, das geht gar nicht. Ich jedenfalls war dazu nicht in der Lage. So habe ich mich mit meiner schwer verletzten Trommel und ähnlichem Gemüt ins Bohème-Haus verzogen.

Ich lasse an dieser Stelle etwas Platz offen. Dann könnt Ihr den Bericht aus dem Zelt auf Eure jeweiligen Bildschirme selbst schreiben. Nehmt dazu am besten wasserfeste Filzstifte, denn es wird bald wieder regnen.

 

 

 

Als die Bohème geschlossen ins Bohème-Haus zurückkehrte (es will ja schliesslich kaum einer ins Heim), war ich Euch mit Wehklagen um fast 2 Stunden voraus. Einige legten Instrument ab und kehrten ins Zelt zurück, andere gingen alsbald nach Hause, und einige beobachteten das Röschti-Gröppli bei der harten Küchenarbeit. Ganz klar besser organisiert und aufgerüsteter als noch letztes Jahr zauberten sie feine Röstis mit wahlweise Ketchup, Cipollata, Speck, Ei und, naja, auch Käse. Wer braucht da Gault Millau-Punkte oder Michelin-Sterne? Vieeeeelen Dank dafür, das war grosse Klasse. Nach und nach war dann jeder Mal auf dem nach Hause Weg. Eieiei, die Fasnacht ist vorbei.

Gibt es eine Erkenntnis über diesen doch etwas speziellen Gugge-Dsischtig? Vielleicht diese: Es ist nicht immer einfach, ein Bohème zu sein, aber es gibt nichts Schöneres!